Gebäudewende

Mitmachen lohnt sich

Von Michael Gneuss und Jens Bartels · 2023

Die Gebäudewende nimmt weiter Fahrt auf. Schon die strengeren gesetzlichen Vorgaben werden viele Eigentümerinnen und Eigentümer unter Zugzwang setzen, eigene oder vermietete Immobilien energetisch zu sanieren beziehungsweise beim Neubau klimafreundliche Aspekte in den Mittelpunkt zu stellen. Gut, dass immer mehr nachhaltige Lösungen zur Verfügung stehen, um die CO₂-Emissionen im Gebäudesektor zu senken.

Begrünte Gebäudefront
Foto: iStock/Wannachai Phonnuan

Deutschland hat sein Klimaziel 2022 erfüllt. Doch laut Umweltbundesamt ist ab sofort mehr Tempo bei der Reduzierung der CO₂-Emissionen angesagt, sonst dürften künftige Ziele deutlich verfehlt werden. Dies gilt auch für den Gebäudesektor. Dort kam es im vergangenen Jahr zwar zu einer Emissionsminderung von knapp sechs Millionen auf rund 112 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Trotz dieser Emissionsminderung überschritt der Gebäudesektor aber wie bereits im Jahr 2021 die erlaubte Jahresemissionsmenge. 

Entsprechend wächst der Druck auf die Baubranche, klimafreundliche Lösungen auch wirklich umzusetzen. Die gute Nachricht: Rund um das Thema Bauen gibt es mittlerweile auf ganz unterschiedlichen Ebenen viele gute Ideen, wie CO₂-Emissionen gesenkt werden können. Dazu zählt, bereits bei der Planung von Neubauten Nachhaltigkeitsaspekte zu Lage, Anordnung oder Ausrichtung der Gebäude zu berücksichtigen. Auch der Energiestandard des Bauwerks, der Einsatz energieeffizienter und Erneuerbare-Energie-Anlagen oder eine gute Dämmung der Gebäudehülle spielen eine wichtige Rolle, um die Gebäudewende erfolgreich zu gestalten.

Nachhaltige Materialien nutzen

Ein weiterer Faktor auf dem Weg zu klimafreundlicheren Bauten ist die Auswahl der verwendeten Baumaterialien. Ökologische Baustoffe zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie aus einer nachwachsenden Ressource gewonnen werden, in der Herstellung nur geringe Belastungen der Umwelt nach sich ziehen und sich später wieder der Kreislaufwirtschaft zuführen lassen. Klimafreundlich ist in diesem Zusammenhang auch das Vermeiden hoher Transportkosten durch die bewusste Entscheidung für Bauteile und Baustoffe aus der Region. Im aktuellen Vergleich nachhaltiger Materialien hat Holz die Nase vorn. Als CO₂-neutraler Baustoff sowie natürlicher und nachwachsender Rohstoff ist Holz ausgesprochen klimafreundlich. Das gilt aber nur, wenn das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und nicht aus Raubbau stammt. 

Das „World Economic Forum“ ist davon überzeugt, dass in einigen Jahren Bambus eine bedeutende Rolle als Baustoff einnehmen könnte. Bambus, offiziell ein Gras, ist die am schnellsten wachsende Pflanze der Welt. Viele Varianten sind nach nur drei Jahren erntereif, und während Bambus wächst, absorbiert das Gras Kohlenstoff aus der Atmosphäre. Ein Hektar Bambus bindet etwa 17 Tonnen Kohlenstoff pro Jahr. Im Gegensatz zu herkömmlichen Baumaterialien wie Beton und Stahl, die bei ihrer Herstellung tonnenweise Kohlenstoff freisetzen, speichert Bambus zugleich einen Großteil seines Kohlenstoffs auch dann noch, wenn er zu Gebäuden oder Möbeln verarbeitet wurde. Ganz sicher wird in Zukunft die Auswahl an klimafreundlichen Baustoffen weiter zunehmen. Weltweit forschen Expertinnen und Experten an innovativen Zusammensetzungen wie Beton aus Bakterien oder ganz neuen Materialien.

Grafik: Prognostizierte Umsatzentwicklung in der Branche Baugewerbe in Deutschland

Neue Regelungen beachten

Neben dem klimafreundlichen Bauen rückt zunehmend auch die energetische Sanierung in den Mittelpunkt einer erfolgreichen Gebäudewende. Hierfür sorgt auch die Politik. So wird gleichzeitig zum Vorhaben des Bundeswirtschaftsministeriums, in mehreren Etappen den Abschied von Öl- und Gasheizungen einzuleiten, ein Plan der Europäischen Union konkreter, die Mindeststandards für Gebäude EU-weit anzuheben. Wohngebäude sollen demnach mindestens Effizienzklasse E und bis zum Jahr 2033 Effizienzklasse D erreichen. Die Energieeffizienzklasse D sagt aus, dass ein Wohngebäude eine Endenergie von 100 bis 130 Kilowattstunden pro Quadratmeter Gebäudenutzfläche im Jahr aufweist. Betroffen von den geplanten Neuregelungen sind europaweit wahrscheinlich mehr als 30 Millionen Gebäude. Ähnlich wie bei Haushaltsgeräten soll die Energieeffizienz auf einer Skala von A bis G angegeben werden. Dafür ist geplant, auch das System von Energieeffizienz-Kategorien EU-weit zu vereinheitlichen: In Deutschland geht die Skala derzeit von A+ bis H, in der EU reicht sie von A bis G.

Gebäudewende: Gemeinsam die Ziele erreichen

Insgesamt steht schon heute fest: Um die Gebäudewende erfolgreich zu gestalten, müssen alle Akteure der Branche zusammenarbeiten. Hierzu gehören Bauunternehmen, Architekten und Ingenieure, aber auch die Energieversorger, Bauherren und die Politik. Ein weiterer wichtiger Baustein auf dem Weg zu mehr Klimafreundlichkeit ist der Einsatz von Finanzierungsinstrumenten wie steuerliche Erleichterungen oder staatliche Förderprogramme. Nicht zuletzt geht es darum, mehr Bewusstsein für das Thema zu schaffen: Die Öffentlichkeit muss über die zahlreichen Vorteile von nachhaltigen Gebäuden informiert werden – nur dann kann die Gebäudewende gelingen.

Array
(
    [micrositeID] => 14
    [micro_portalID] => 27
    [micro_name] => Bauindustrie
    [micro_image] => 4586
    [micro_user] => 1
    [micro_created] => 1456218621
    [micro_last_edit_user] => 1
    [micro_last_edit_date] => 1567515024
    [micro_cID] => 306
    [micro_status] => 1
    [micro_cache] => 1
    [deleted] => 0
)