CO2-Emissionen im Gebäudesektor

Großes Potenzial am Bau

Von Thomas Schulze · 2023

Laut dem Umweltbundesamt sind etwa 30 Prozent der CO₂-Emissionen in Deutschland auf Bau und Nutzung von Gebäuden zurückzuführen. Geht es nun um die langfristige Reduktion und Minimierung dieser Umweltwirkungen, muss der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt werden, heißt es etwa beim Internetportal goClimate.de.

Bauleiter auf einer Baustelle
Kohlenstoffemissionen müssen über den gesamten Gebäudelebenszyklus reduziert werden. Foto: iStock / Kwangmoozaa

Tatsächlich liegen im Gebäudesektor, betrachtet man ihn ganzheitlich, enorme Einsparpotenziale für CO₂-Emissionen. So setzt allein die Herstellung von Baustoffen zur Errichtung oder Modernisierung von Gebäuden ungefähr acht Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen frei. Dies entspricht in ungefähr den CO₂-Emissionen des durchschnittlichen deutschen Flugverkehrs pro Jahr. In Kombination mit der Versorgung der Gebäude mit Wärme und Warmwasser steigt dieser Anteil des Gebäudebereichs auf die vom Umweltbundesamt errechneten etwa 30 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland.

CO2-Emissionen im Gebäudesektor: Hürden bei der notwendigen Sanierung

Doch allein bei der notwendigen energetischen Sanierung des Gebäudebestands tun sich beträchtliche Hürden auf. „So ist bereits heute der Auslastungsgrad in weiten Teilen der Branche sehr hoch, sodass Kunden oft mit langen Wartezeiten rechnen müssen“, gibt die Nachhaltigkeitsinitiative The Mission zu bedenken. Zusätzliche Nachfrage lasse sich derzeit kaum noch befriedigen, auch weil es an Personal mangele. Hinzu kommen stark schwankende Materialpreise, die eine verlässliche Kalkulation für die Unternehmen kaum möglich machen und zugleich für Unzufriedenheit bei den Kundinnen und Kunden sorgen. Trotz dieser Widrigkeiten gibt es zur Dekarbonisierung keine Alternative. Dabei setzen Experten aus Bauplanung und Industrie vor allem auf Technologien im Bereich der Energieeffizienz – Gebäudedämmung, Wärmerückgewinnung –, der erneuerbaren Energien – Wärmepumpen, Photovoltaik – und der Baustoffherstellung – Einsatz von Wasserstoff statt Kohle bei der Stahlproduktion, Speicherung von CO₂ bei der Zementherstellung. 

Nachhaltiges Bauen umfasst viele Faktoren

Bei all diesen Punkten gilt es immer, den Energiebedarf zu verringern und Materialstrategien zu entwickeln, die die Kohlenstoffemissionen über den gesamten Gebäudelebenszyklus hinweg reduzieren. Ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Bauen bedeutet in dieser Hinsicht nicht nur den Einsatz neuartiger und wiederverwertbarer Baumaterialien, wie beispielsweise recycelbarem Beton, sondern auch das Vermeiden hoher Transportkosten durch die bewusste Entscheidung für regionale Bauteile und Baustoffe. 

Gerade bei Letzteren ist klar, dass auf dem Weg zur Dekarbonisierung die bei Bau und Sanierung von Gebäuden eingesetzten Materialien und Baustoffe eine entscheidende Rolle spielen. So gehört nach Angaben der Initiative The Mission zum Beispiel die Zementindustrie mit einem Ausstoß von weltweit rund 2,8 Gigatonnen zu den größten CO₂-Emittenten. Die deutsche Zementindustrie habe zwar einen Fahrplan vorgestellt, wie sie bis 2050 klimaneutral werden kann. Ein Ansatzpunkt dabei sei die Abscheidung und Weiterverarbeitung oder Speicherung von CO₂. Allerdings ist die unterirdische Speicherung in Deutschland sehr umstritten und gegenwärtig faktisch verboten. 

Ein weiterer wichtiger Baustoff ist Stahl, dessen Produktion ebenfalls sehr energieintensiv ist. Bei der Herstellung von einer Tonne Stahl werden rund 1,5 Tonnen CO₂ freigesetzt. Die Klimaschutzüberlegungen der Branche zielen vor allem darauf ab, Kohle im Produktionsprozess durch Wasserstoff zu ersetzen. Durch die Zufuhr grünen Wasserstoffs entstünde kein CO₂. Die Verfahren hierfür befinden sich jedoch bisher noch im Entwicklungsstadium. Zudem würden für grünen Stahl große Mengen grünen Wasserstoffs zu wettbewerbsfähigen Preisen benötigt.

Starkes Interesse an Holzhäusern

Bei ökologisch orientierten Bauherren ist in den zurückliegenden Jahren das Interesse an Holzhäusern gestiegen. Dabei werden verschiedene Bauweisen wie etwa Blockbau, Fachwerk oder die Rahmenbauweise unterschieden. Der Baustoff Holz besitzt spezifische Vor- und Nachteile, die in den einzelnen Bauweisen unterschiedlich stark zum Tragen kommen. Als generelle Vorteile gelten, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff ist und regional bezogen werden kann. Zudem besitzt Holz gute Dämmeigenschaften und ist sehr flexibel einsetzbar. Als nachteilig gilt, dass Holzfassaden Pflege benötigen sowie generell schlechte Schall- und schwierige Feuchtigkeitsschutzeigenschaften aufweisen. 

Von wesentlicher Bedeutung für die Energiebilanz eines Gebäudes ist natürlich eine optimale Dämmung. Auch hier spielt im Hinblick auf die angestrebte Dekarbonisierung das Material eine wichtige Rolle. Bereits heute gibt es bei Dämmstoffen eine Vielzahl an Alternativen, die ganz oder teilweise aus regenerativen Rohstoffen stammen. Dadurch kann der CO₂-Fußabdruck von Gebäuden deutlich reduziert werden. Last but not least gilt es, in jedem Einzelfall neben den Emissionen bei der Herstellung die CO₂-Einsparungen durch die Dämmwirkung sowie die Emissionen bei späterem Rückbau und bei Recycling oder Entsorgung zu kalkulieren. „Im Jahr fallen in Deutschland gut 200 Millionen Tonnen Bauschutt, Straßenaufbruch, Baustellenabfälle sowie Boden und Steine an, das sind ungefähr 53 Prozent des gesamten Abfallaufkommens“, so die Initiative The Mission. Durch effektives Recycling lassen sich allerdings sowohl der Energieverbrauch als auch die Abfallmengen hier noch einmal deutlich verringern.

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